Test: Riesen-Touchbar für PCs - Asus ProArt Display PA147CDV

02.02.2023 von Rudi Schmidts



Typische Anwendungsfälle für das extrem breite, externe Zusatzdisplay von Asus liegen nicht direkt auf der Hand. Ist es "nur" eine gigantische Touchbar, oder taugt es auch als Tablet oder als Vorschaumonitor für extreme Cinemascope Projekte? Das wollten wir doch mal sehen...

Nicht selten wünscht man sich bei der Arbeit am Laptop einen zweiten Bildschirm. In vielen Fällen soll dieser ebenso portabel sein, um auch unterwegs bequem mit mehr Bildschirmfläche arbeiten zu können. Das haben mittlerweile viele Hersteller erkannt und bieten diverse Geräte mit allerhand Ausstattungsvarianten in diversen Größen und Gewichtsklassen an. Mit oder ohne Akku, extreme Auflösungsunterschiede mit unterschiedlichen Display-Technologien sowie zusätzliche Features wie Touch-Funktionen erschweren die Übersicht recht zuverlässig. Ein auffällig besonders ausgestattetes Display hat Asus im Programm, das vielleicht für die Videobearbeitung spannend sein könnte...

Denn die eher typischen Anwendungsfälle für das Asus ProArt Display PA147CDV liegen nicht direkt auf der Hand. Mit dem sehr ungewöhnlichen Seitenverhältnis von 32:9 bei einer nativen Auflösung von 1920 x 550 Pixeln denkt man vielleicht als erstes an einen mobilen Vorschaumonitor für extreme Cinemascope-Projekte. Zusätzlich kommt das matte, relativ schwere Display auch mit Multitouch-Technologie, jedoch ohne integrierten Akku daher. Also könnte da vielleicht auch was in Richtung Tablet gehen.

Viele Anschlussmöglichkeiten

Beim Auspacken fällt bereits das mitgelieferte Zubehör auf. So befinden sich drei Kabel (USB-C auf USB-C, USB-A auf USB-C und HDMI auf HDMI) sowie ein Adapter USB-C auf USB-A im Lieferumfang. Diese lassen erwarten, dass sich das Display an vielen erdenklichen Endgeräten betreiben lässt.

Tatsächlich gibt es auch eine denkbare Situation, in der man alle drei Anschlüsse über drei separate Kabel gleichzeitig verwenden muss: In diesem Worst Case benötigt man einmal eine Stromversorgung über ein externes Netzteil (wird mitgeliefert) via USB-C. Zweitens eine HDMI-Verbindung zum Rechner, um die Bilddaten zu übertragen und drittens eine weitere USB-C-Verbindung zum Rechner, um die Touch-Daten auszuwerten.

Im besten Fall - was bei uns an vielen Rechnern funktionierte - genügte jedoch eine einzige USB-C Verbindung, über die Strom, Touch und Displaydaten zusammen flossen. Für einen mobilen Einsatz ist dies definitiv praktisch. An einem Lenovo Legion Laptop signalisierte jedoch der USB-C Anschluss anscheinend zu wenig Strom - und das ProArt Display fuhr nach dem Anschluss mit einem Kabel nicht hoch. Gab man jedoch über den zweiten USB-C Anschluss mit einem Netzteil Starthilfe, so konnte man dieses anschließend im laufenden Betrieb wieder ohne weitere Mucken vom Display trennen.

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Mobilität

Das Display selbst überrascht schließlich in Größe und Gewicht. So ist es kleiner als die meisten Desktop-Tastaturen, aber wiegt aufgrund seiner massiven Bauweise deutlich mehr, als man vor dem ersten Hochheben erwarten würde. Tatsächlich bringt das nackte Gerät alleine ohne Kabel und weiteres Zubehör bereits 944 Gramm auf die Waage. Und damit schon fast so viel wie ein leichter Laptop. Dieses Gewicht deutet bereits an, dass das Display schwer verrückbar und wackelfrei stehen kann - schließlich muss es auch dem "Druck" als Touchdisplay im Dauereinsatz standhalten können. Es kann nämlich nicht nur flach als Touchpad auf dem Tisch liegen, sondern lässt sich auch in einem freien, stufenlosen Winkel bis zu ca. 60 Grad nach oben klappen. Und erst unter bewusstem Druck lässt sich das Display aus seiner einmal so eingestellten Position bringen.

Und auch wenn es somit eher zum seltenen Mitnehmen gedacht ist: Uns gefällt die mitgelieferte Kunstledertasche, die beim Transport des Displays durch ihre straffe Form das Display sicher in einer Tasche verstaubar macht, ausgesprochen gut.

Praxis - als Tablet mit Stift

Am PC war das Tablet automatisch sofort eingerichtet und die Touchfunktionen funktionierten aus dem Stand heraus. Microsoft Windows 11 installiert bei Bedarf gleich automatisch ein paar eigene, kostenlose Apps dazu. U. a. ein Notizprogramm mit Handschrifterkennung sowie ein kleines Zeichenprogramm. Diese machen allerdings nur mit einem Stift Sinn, den Asus bei diesem Modell leider nicht mitliefert.

Wir haben aus Neugier einige Wacom-Stifte ausprobiert, die sich ja oft über Jahre im multimedialen Büro-Fundus ansammeln, jedoch ohne Erfolg. Ein geeigneter Stift muss den aktuellen MPP2.0 Standard unterstützen, der u.a. von HP und Asus-Zubehörstiften unterstützt wird.

Mit einem zusätzlich angeforderten Asus-Zubehörstift konnten wir ohne Probleme direkt loslegen. Multitouch Funktionen funktionieren natürlich auch ohne Stift mit den Fingern, aber sobald es etwas präziser sein soll, macht ein zusätzlicher Stift bei der Bedienung definitiv Sinn.

Die Benutzung mit dem Asus Stift ist reaktiv und funktioniert ausgesprochen flüssig mit wenig Latenz. Allerdings kommt bei der praktischen Anwendung unter Windows die breite Auflösung des Displays ins Spiel. Um auf dem Asus ProArt Display PA147CDV sinnvoll mit einem Stift zu arbeiten (beispielsweise um Masken zu zeichnen), muss man immer Teile/Fenster des aktiven Programms auf das Display schieben, um dort die volle Auflösungsbreite nutzen zu können. Beispielsweise die Premiere Timeline:

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Spiegelt man dagegen den Desktop, dann bekommt man entweder ein unscharf herunter skaliertes Bild oder der Desktop muss in der Auflösung des ProArt-Displays betrieben werden, was ebenfalls wenig Sinn macht. Außerdem kommen sich in diesem Fall der Digitizer-Stift und die Maus leicht in die Quere. Einen Dual Monitor Desktop aus zwei FullHD Monitoren zusammen auf das ProART-Display zu spiegeln, wollte uns zudem unter Windows nicht gelingen.

Praxis - als Vorschaumonitor

Unter Premiere wird der neue Monitor problemlos als Wiedergabe-Gerät erkannt und kann nach dem Setzen des entsprechenden Häkchens in den Voreinstellungen genutzt werden. Ebenso funktioniert es unter Resolve. Da man ja in den seltensten Fällen 32:9 Cinemascope Projekte bearbeitet, setzen beide Programme in der Vorschau Links und Rechts schwarze Balken ins Bild, wenn das Projekt eine schmalere Aspect Ratio aufweist.

Die Farbwiedergabe ist dabei für ein entspiegeltes Mini-Display auffallend gut. Asus selbst garantiert, dass das Display Calman-geprüft werkseitig auf Delta E < 2 kalibriert aus dem Karton kommt. Die sRGB- und Rec. 709- Abdeckung beträgt dabei 100 Prozent. Das Display kann zudem auf DCI-P3 geschaltet werden, wofür Asus jedoch keine prozentuale Farbraumabdeckung angibt. Wer selber Hand anlegen will, kann unter anderem Helligkeit, Kontrast, Sättigung, Farbwinkel, Farbtemperatur, Gamma, Black Level sowie Color Gain und Offset manuell einstellen.

Praxis - als Steuerpult / Touchbar

Asus selbst hat jedoch mit dem ProART Monitor noch andere Aufgaben im Auge. So soll das Display auch (oder sogar vor allem?) als hilfreiche Touch Bar bei kreativen Applikationen zu Diensten sein.

Über ein installierbares Control Center (ProArt Creator Hub) können hier für viele Applikationen zusätzliche Bedienoberflächen konfiguriert werden.

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Für die Adobe Creative Cloud Apps gibt es hierzu bereits vorkonfigurierte Oberflächen, die automatisch auf dem Display erscheinen, sobald man die App auf dem Rechner öffnet.

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Für Resolve gibt es dagegen (noch?) keine Templates.

Konfigurierbar ist in den verfügbaren Apps einmal die Display-Oberfläche und außerdem noch ein integriertes Rad links hinter dem Display:

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Dieses lässt sich ebenfalls mit Funktionen der Adobe Apps belegen:

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Wie auch schon bei anderen Geräten gilt auch hier unsere grundsätzliche Kritik an solchen Bedienhilfen: In der Regel ersetzen sie maximal 20-30 Tastatur-Shortcuts, die man sich bei häufigem Gebrauch sowieso schnell gemerkt hat. Mit etwas anfänglichem Lernaufwand ist man so in der Regel über die Tastatur letztlich immer schneller (und auch unabhängiger von einem speziellen Rechner).

Was jedoch auch nicht unterschätzt werden darf, ist die professionelle Anmutung eines solchen Geräts. Stylisch in die eigene Studio-Umgebung integriert, lässt sich hiermit meistens bei Kunden Professionalität demonstrieren. Schließlich lässt futuristisch wirkende Zusatzhardware ein Videostudio oft auch gleich optisch moderner wirken.

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Ein Phänomen, welches sicher auch die Verkaufszahlen von ähnlichen Konzepten wie das Loupedeck mitbedingt.

Wie bei jeder Touchbar fehlt uns auch hier konkret ein haptisches Feedback auf dem Display. Denn im Gegensatz zu einer Taste auf der Tastatur fühlt man nicht, ob man den richtigen Touchpunkt getroffen bzw. ausgelöst hat. Letztlich muss darum auch öfter der Blick zum Touchdisplay schweifen, während er bei der Tastatur oft am Bildschirm verbleiben kann. Gerüchteweise war dies auch ein nicht unwesentlicher Grund, weshalb Apple letztlich seine "Touchbar" wieder eingestampft hat.

Fazit

Irgendwie ist das Asus ProArt Display PA147CDV nicht Fisch und nicht Fleisch. Als Vorschaumonitor ist das 32:9-Format extrem und nur selten in Projekten nutzbar, die ein entsprechendes cinemascopisches Format erfordern. Dann allerdings glänzt der Monitor mit souveräner Farbwiedergabe sowie sehr breiten Einstellmöglichkeiten. Da mittlerweile fast alle Videoschnittprogramme eine direkte Vorschau-Möglichkeit an einem externen PC-Monitor unterstützen, klappte bei uns das Zusammenspiel (exemplarisch mit Premiere Pro und DaVinci Resolve) unkompliziert. Trotz der ungewöhnlichen Auflösung von 1920 x 550 Pixeln.

Als Grafiktablet weiß das Display grundsätzlich ebenfalls zu gefallen, kämpft jedoch auch hier in der Praxis mit der ungewöhnlich breiten Aspect Ratio. Diese in einen Windows Desktop-Workflow zu integrieren, erfordert jedenfalls in der Regel "erhöhten Verwaltungsaufwand" der Applikationsfenster.

Die Bedienung als großflächige Touchbar funktioniert aktuell "nur" mit den unterstützen Adobe Apps, allerdings konnten wir persönlich darin keinen echten Produktivitätsvorteil entdecken - wir sind jedenfalls mit Tastatur-Shortcuts immer schneller am Ziel.

Wer sich jedoch für zusätzliche Bedienungsoptionen jenseits der Tastatur begeistern kann, findet im Asus ProArt Display PA147CDV eine großflächige, weitgehend konfigurierbare Touchbar für Adobe Creative Cloud Apps.

   

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