17.02.2023 von Rob
Vorab unser Testclip mit Caro, bei dem neben der Canon EOS R8 das Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM und unser Eclipse Vario ND zum Einsatz kamen:
Farbkorrektur und Schnitt erfolgten unter DaVinci Resolve 18 auf dem Redaktions MacBook Pro.
Ergonomie, Handling und Ausstattung
Beim ersten in die Hand nehmen wird gleich klar: Die Canon EOS R8 ist deutlich kompakter und auch leichter als die Canon EOS R6 Mark II.
Mit 461g inkl. Akku bei Abmessugen von 132,5 x 86,1 x 70,0 mm (Canon EOS R6 Mark II: 670g inkl. Akku, 138,4 x 98,4 x 88,4 mm) dürften sich vor allem kleinere Hände an der EOS R8 auf Anhieb wohl fühlen. Wer wie wir mit größeren Händen unterwegs ist, dürfte mit zusätzlichen Griffoptionen wie bsp. dem Canon EG-E1 Erweiterungsgriff oder entsprechenden Dritthersteller-Cages einen solideren Halt finden. Der EG-E1 Erweiterungsgriff der Canon EOS RP passt lt. Canon auch problemlos an die Canon EOS R8.
Von oben betrachtet findet sich quasi das genau gleiche Schalterlayout bei der Canon EOS R8 wie bei der Canon EOS R6 Mark II mit dem Foto/Video Wahlschalter auf der linken Seite und dem Programmrad auf der rechten Seite. Damit verfügt die Canon EOS R8 über das gleiche sehr gute hybride Foto/Video Betriebskonzept wie die Canon EOS R6 Mark II, bei dem alle Betriebsmodi einmal für Foto-Anwendungen und einmal für den Videobetrieb zur Verfügung stehen. Für uns eines der gelungensten Foto-/Video Hybrid-Setups im DSLM-Bereich.
Wirft man einen Blick auf die Rückseite der neuen Canon EOS R8 finden sich größere Unterschiede beim Schalter/Gehäuselayout zur größeren Schwester Canon EOS R6 Mark II.
So verfügt die Canon EOS R8 im Ggs. Zur Canon EOS R6 Mark II über keinen Multicontroller und kein Schnellwahlrad. Stattdessen findet sich um die SET Taste eine Kreuzwippe mit vier programmierbaren Funktionen. Wer es gewohnt ist, seinen AF-Punkt über einen Multicontroller-Joystick zu verschieben, muss bei der Canon EOS R8 über die Kreuzwippe gehen. Diagonale Verschiebungen sind damit nicht möglich. Somit ist die Canon EOS R8 deutlich näher an den Schalterlayouts von Canon EOS RP und EOS R als an der EOS R6 Mark II.
Unser Tip: Wer AF oder Tracking-Punkte schnell von einem Punkt auf den anderen setzen möchte, nutzt dafür die Touchfunktion des Klappdisplays.
An Anschlüssen bietet die Canon EOS R8 neben 3.5mm Klinken für Kopfhörer und externe Mikros einen Remote Anschluß (RS-60E3-Anschluss) sowie USB-C, HDMI (leider) in der Micro-Ausführung, WLAN und Bluetooth-Unterstützung.
Als Highlight sehen wir beim Thema In/Out den auch in der Canon EOS R8 verbauten Multifunktions-Blitzschuh, mit dem sich auch externes XLR-Audio mit dem Tascam CA-XLR2d Adapter realisieren lässt. Hier unser Test des Tascam XLR-Adapters an der Canon EOS R3 und R5C.
Für die Aufzeichnung steht bei der Canon EOS R8 lediglich ein SD-Cardslot zu Verfügung. Wer also Ausfallsicherheit benötigt, findet erst ab der Canon EOS R6 Mark II einen zweiten SD-Cardslot verbaut .
Bei den Videoformaten zeigt sich hingegen ein ähnliches Bild wie bei der Canon EOS R6 Mark II. Canon Log 3 wird in 10 Bit H.265 bis max 4K und 50/60p aufgezeichnet. Hier alle Videoformate der Canon EOS R8 in der Übersicht:
Im Hinterkopf sollte man bei der Canon EOS R8 behalten, dass sie über keinen stabilisierten Sensor sondern „nur“ über eine elektronische Stabilisierung verfügt. Unserer Testlabor-Auswertung nach zu urteilen, bedeutet die elektronische Stabilisierung jedoch kaum einen Abzug bei der Bildqualität so lange man im maximalen Sensorreadout bleibt.
Wie gut die elektronische Stabilisierung im Verbund mit optisch stabilisierten Objektiven arbeitet, klären wir in einem eigenen Kapitel etwas weiter unten.
Canon Log 3 und Hauttöne
Wir sind immer wieder aufs neue angetan, wie einfach und schnell sich das Canon Log-Material farbkorrigieren lässt.
Gerade auch wenn man nicht auf LUTs zurückgreift, sondern selbst bei der manuellen Farbkorrektur schnell zu guten Ergebnissen kommen möchte, gehört Canon Log – und insbesondere das hier genutzte Canon Log 3 zu den unkompliziertesten Log-Profilen am Markt. Wir haben alle Aufnahmen in unserem Testclip manuell ohne LUT oder Colormanaged Workflow in DaVinci Resolve 18 farbkorrigiert und sind diesmal auf einen etwas neutraleren Look gegangen.
Wie erwartet bewegt sich die Hauttonwiedergabe der Canon EOS R8 im Canon Log 3 Betrieb auf hohem Niveau. Canon hat auch beim EOS R8 LOG eine bemerkenswert gute Abstimmung zwischen feiner Hauttongradation, Denoising und Detailreichtum gefunden.
Es macht einfach viel Spaß, das Canon Log 3 Material zu bearbeiten – schön zu sehen, dass Canon hier bei der R8 keine Kompromisse in Bezug auf die Farbwiedergabe eingeht.
Doch auch wer LUTs oder automatisierte Farbkorrekturhilfen (Colormanaged Workflow) beim Log3 Material der Canon EOS R8 anwenden möchte, erhält hier schnell brauchbare Ergebnisse. Bei der Wahl zwischen offizieller Canon LUT und Color Managed Workflow würden wir uns für zweiteres entscheiden, da hier auch im Vergleich zu den offiziellen WideDR LUTs von Canon mit etwas weniger Kontrast operiert wird – doch dies ist letztlich Geschmackssache.
Unterm Strich bleibt für uns eine bemerkenswert gute Hauttonwiedergabe im LOG3-Betrieb der Canon EOS R8, die sich nicht vor der ColorScience der höherwertigeren Canon DSLMs verstecken muss.
EIS und OIS Stabilisierung
Eines der größeren Unterscheidungsmerkmale zwischen der Canon EOS R6 Mark II und der Canon EOS R8 besteht in den Stabilisierungsoptionen: Die Canon EOS R8 hat keinen stabilisierten Sensor verbaut. Stattdessen nutzt sie den Canon Digital IS sowie – falls verfügbar – ein entsprechendes OIS-System. Da Canon überdurchschnittlich gut bei OIS-Systemen – sowohl bei EF als auch bei RF-Objektiven aufgestellt ist – kann die Canon EOS R8 bei unserem Stabilisierungstest auch das optische Stabilisierungssystem des RF 24-70mm F2.8L IS USM nutzen.
Wir haben die Stabilisierungsleistung dieses Kamera-Objektiv-Setups rückwärts laufend aus der Hand filmend getestet. Hierbei haben wir seine ganze Reihe von Testaufnahmen - sowohl im maximalen Weitwinkel als auch im maximalen Telebereich des Canon RF 24-70mm F2.8L IS USM - mit unterschiedlichen Stabilisierungsmodi produziert.
Zusammengefasst lässt sich die Stabilsierungsleistung der Canon EOS R8 im Vergleich zu Kameras mit stabilisiertem Sensor wie folgt einordnen: Wer Run&Gun-mäßig unterwegs ist, sollte eher weitwinkelig mit der Canon EOS R8 arbeiten. Hierbei hatten wir die besten Stabilisierungsergebnisse bei der Kombination von OIS und Digital IS in der erweiterten Einstellung. Zwar kommt die Stabilisierungsleistung hier nicht ganz an das butterweiche Verhalten einer Sensorstabilisierung heran aber dafür gibt es auch keine „flatternden Ecken“. Für uns damit eine durchaus brauchbare Alternative zur Sensorstabilisierung mit einem angenehm natürlichen Bildeindruck.
Anders sieht es hingegen im teligeren Bereich aus. Bei maximalen 70mm kann die Canon EOS R8 nicht mit der Stabilisierung von IBIS-Modellen wie der Canon EOS R6 Mark II mithalten. Beim Gehen finden sich immer wieder harte Ruckler, die bei unserem Canon EOS R6 Mark II Stabilisierungstest so gut wie gar nicht bei gleicher Brennweite zu sehen waren.
Für die bestmögliche Stabilisierungsleistung führt in unseren Augen kein Weg an einer Sensorstabilisierung vorbei – zumal Canon auch immer besser die flatternden Bildecken bei IBIS-Systemen in den Griff bekommt. Wer jedoch vor allem weitwinkelig unterwegs ist oder sowieso einen Gimbal nutzt, erhält mit der Kombination OIS und Digital IS bei der Canon EOS R8 eine Stabilisierungsoption auf angenehm hohem Niveau.
Dual Pixel AF
Canons Dual Pixel AF gehört zusammen mit Sonys (und mittlerweile auch Panasonics Hybrid Phasen AF zu den besten AF-System für den Videobetrieb. Und auch die Canon EOS R8 macht hier keine Ausnahme.
Wir haben zwar beim Test-Shoot mit Caro ein, zwei kleine Unsicherheiten beim AF registriert als Caro an der Spree im hellen Gegegenlicht stand aber insgesamt agiert der Canon Dual Pixel AF auf hohem Niveau. Noch mehr Performance lässt sich aus Canons AF-System durch die vielen Einstellmöglichkeiten herausholen – wir waren hier „nur“ mit den Standard-Einstellungen unterwegs.
Unser Tip: Neben dem automatsichen Eye/Face Tracking des Canon Dual Pixel Systems lässt sich via Touch auf das Display das jeweilige Objekt auch quasi gelockt tracken: Ideal wenn man einen Fokus-Trackingpunkt auf ein beliebiges Objekt setzen möchte oder bei schwierigen Lichtbedingungen ein verlässlicheres Tracking realisieren möchte.
False Color, Peaking, Fokus-Assist und Zebra
Auch bei den Assistenzfunktionen für Belichtung und Schärfe hat die Canon EOS R8 einiges zu bieten. So stehen False Color, Zebra, Peaking und Histogramm zur Verfügung. Das Highlight ist hier für uns auf jeden Fall die False Color Funktion, die sich nach der Canon EOS R6 Mark II damit endlich auch im Entry-Level Bereich wiederfindet.
Wir haben uns die False Color Funktion bei unseren Testshots mit Caro auf die M-FN Taste gelegt und hatten so stets einen schnellen Zugriff auf optimales Belichtungsmonitoring. Allerdings sollte man bei der False Color Funktion im Hinterkopf haben, dass diese nur bei deaktivierter LUT-Vorschau im LOG-Betrieb funktioniert. In diesem Zusammenhang würden wir uns wünschen, dass man die Assist-Funktion - mit der sich eine 709-LUT im Log Betrieb einblenden lässt - auf einen programmiebaren Button legen könnte. Aktuell muss man stets in das Log-Menü, um 709-Vorschau zu aktivieren. Wer eine Belichtungskontrolle im Verbund mit der 709-Assist LUT im LOG-Betrieb benötigt, muss mit der Zebra- und der normalen Belichtungskontrolle (Blenden-Balken) vorlieb nehmen, die für uns zwar nicht den gleichen Komfort wie False Color bieten, aber ebenfalls zum Ziel führen. Zusätzlich steht auch ein Histogramm zur Verfügung, dass sich jedoch nicht während der Aufnahme einblenden lässt.
Auch beim Thema Fokusassistenz ist die Canon EOS R8 gut ausgestattet. Für den manuellen Fokusbetrieb lassen sich das sehr gute Canon-Peaking sowie optionale zusätzlich der Canon Fokusassistent nutzen. Die Kombination aus beidem sorgt bereits für eine sehr gute, manuelle Fokuskontrolle. Auf unserem Wunschzettel würde zusätzlich – wie bei der Canon EOS R6 Mark II - noch eine Fokusvergrösserung während der Aufnahme stehen. Doch diese ist bei Canon nach wie vor der Cinema EOS Klasse vorbehalten.
Unterm Strich bietet die Canon EOS R8 – gerade auch in Anbetracht des Einstiegsegments – eine beachtliche Zahl an nützlichen Assistenzfunktionen für Videografen – sowohl für die Belichtungs- als auch für die Fokuskontrolle.
100p
HFR-Funktionen werden bei der Canon EOS R8 mit bis zu 120 fps in HD unterstützt. In unserem Labortest glänzte die Canon EOS R8 mit sehr guter Videoauflösung bis 4K 60p. Höhere Frameraten bringen dann einen sichtbaren Auflösungsverlust mit sich.
Wr haben auf unseren Timeline 4K 60p mit HD 100p Material gemischt. Der Auflösungsunterschied ist durchaus sichtbar – aber für uns für gelegentliche HFR-Aufnahmen kein Ausschlußkriterium.
Unser Tip: Wer HFR-Material mit HD-Auflösung und 4K Material auf einer 4K-Timeline mischen möchte, kann den Auflösungsunterschied bei HD besser kaschieren, wenn man Close-Ups statt Totalen mit viel Details aufnimmt.
XLR-Audio
Die Canon EOS R8 ist eine weitere Canon DSLM, die wie die Canon EOS R5 C, R6 Mark II und R7 jetzt auch über den Multifunktion-Blitzschuh verfügt, mit dem sich optional XLR-Adapter nutzen lassen.
Mit dem TascamCA-XLR2d lässt sich die Canon EOS R8 in Sachen Tonabteilung bemerkenswert professionell aufrüsten. Für uns ein starkes Signal für Bewegtbildanwendungen mit der Canon EOS R8.
Weißabgleich
Das Thema manueller Weißabgleich bleibt auch bei der Canon EOS R8 kompliziert. Wie bereits bei der Canon EOS R6 Mark II muss hier im Fotomodus eine Grau/Weißkarte fotografiert werden und dann das Bild als Referenz für den Weißabgleich umständlich selektiert werden.
Eine komfortable Weißabgleichsfunktion mit einem Button-Klick im Videomodus steht damit klar auf unserer Wunschliste für aktuelle Canon DSLMs unterhalb der R5C.
Akkuleistung und Hitzemanagement
Mit 7.5 Wh (1.040 mAh) verfügt der kompakte LP-E17 Akku der Canon EOS R8 in etwa über die Hälfte des Canon EOS R6 Mark II Akkus (LP-E6NH = 2.130 mAh). Bei unserem Dreh mit Caro haben wir im On/Off Betrieb nach knapp 1 Stunde allerdings immer noch einen vollen Akku angezeigt bekommen. Allerdings waren wir im Gegensatz zum EOS R6 Mark II Praxistest diesmal ohne Gimbal unterwegs und damit spürbar kürzer vor Ort ...
Wir haben der besseren Vergleichbarkeit halber dann die Canon EOS R8 zusätzlich auch nochmal im Nonstop-Betrieb mit 10 Bit 4K 25p Canon Log 3 IPB nachgemessen und sind hier mit einem Akku auf 1 Stunde und 12 Minuten gekommen. Zum Vergleich: Die Canon EOS R6 Mark II hielt beim gleichen Aufnahmesetup 2:27 Stunden durch. Somit landet die Canon EOS R8 also tatsächlich bei knapp der Hälfte der Aufnahmedauer der Canon EOS R6 Mark II.
Während unseres Außen-Drehs mit Caro haben wir zu keinem Zeitpunkt eine Überhitzungswarnung gesehen. Im Nonstop-Aufnahmebetrieb haben wir das aktualisierte Temperatur-Status Symbol von Canon zu Gesicht bekommen - doch die Temperatur hat sich während unserer 4K 10Bit 25p Aufnahme nicht in kritische Bereiche hineinbewegt. Canon selbst gibt ebenfalls Auskunft zum Thema Wärmemanagement. Hier heisst es: „4K UHD 59,94p Aufnahmen sind für ca. 30 Minuten ohne Hitzebegrenzung möglich, wenn die Ausgangstemperatur maximal +23 °C beträgt. In anderen Modi gibt es keine Begrenzung durch Hitzeentwicklung“. Was wir soweit bestätigen können.
Fazit
Die Canon EOS R8 punktet mit einer ganzen Reihe an qualitativ hochwertigen Videofunktionen. Hierzu zählen: Sehr gute Hauttonwiedergabe im C.LOG3 Betrieb inkl. unkomplizierter Farbkorrekturoptionen, sehr gute 4K 50/60p Qualität, XLR-Optionen, solider Dual Pixel AF sowie False Color. Verkürzt gesagt handelt es sich bei der Canon EOS R8 um eine Canon EOS R6 Mark II im RP-Body.
Abstriche muss man bei der Akkulaufzeit, einem zweiten Cardslot, der Sensorstabilisierung und externen Buttonfunktionen hinnehmen. Im Hinterkopf sollte man behalten, dass es für den RF-Mount aktuell keine Dritthersteller-Kooperationen von Canon gibt und somit „nur“ EF-Objektive mit entsprechendem Adapter oder RF-Objektive zur Verfügung stehen.
Unser Tip: Wer die Kosten für ein Gesamtsystem nicht aus dem Ruder laufen lassen will und RF-Objektive einsetzen möchte, greift am besten zu Festbrennweiten wie dem Canon RF 35mm F1.8 IS Macro STM oder dem 50mm Pendant.
Unterm Strich bietet die Canon EOS R8 mit einer UVP. von 1.799,- Euro bemerkenswert hochwertige Bewegtbildfunktionen und stellt damit für uns den aktuell attraktivsten Einstieg in die Canon EOS R Vollformatwelt für Videoanwender dar.
Preise und Verfügbarkeit
EOS R8 Body
1.799,00 Euro UVP. Voraussichtlich verfügbar ab Ende April 2023
EOS R8 Kit mit RF 24-50mm F4.5-6.3 IS STM
1.999,00 Euro UVP. Voraussichtlich verfügbar ab Ende April 2023
RF 24-50mm F4.5-6.3 IS STM
399,00 Euro UVP. Voraussichtlich verfügbar ab Ende April 2023