Computergestützte Fotografie: wenn Handykameras Bildinhalte erfinden

// 11:35 Mi, 22. Feb 2023von

Der Software-Ingenieur Will Yager hat auf PetaPixel einen interessanten Beitrag über die Grenzen der computergestützten Fotografie (‘Computational Photography’) verfasst. Als er das Ergebnis einer sehr kleinen Lasergravur digital weitergeben wollte, staunte er nicht schlecht. Denn das Foto, das er mit seinem iPhone gemacht hatte, zeigte ein komplett anderes Bild als das, was es eigentlich darstellen sollte.


Als auch jeder weitere Versuch scheiterte, machte er schließlich für das selbe Bild mit einer Fujifilm X-T5 und die Abbildung gelang daraufhin korrekt. Schuld war in diesem Fall die Computational Photography, die das Bild nach eigenem Ermessen verschlimmbessert hat. Denn was sie nicht korrekt abbilden können, erfinden moderne Smartphone Kameras einfach hinzu.





Grundsätzlich macht das für viele Fälle auch Sinn: Schließlich merkt kein Mensch, ob beispielsweise die hochauflösende Wimpernstruktur "in Echt" die gleiche Form hatte wie auf dem Portraitfoto. Das Auge im Bild sieht dafür immer atemberaubend scharf aus.



In seinen weiteren Ausführungen geht Will Yager dann darauf ein, welche Vorteile dedizierte Kameras gegenüber einem Smartphone haben können. Und das ist grob gesagt die "fotografische Bandbreite", also die informationstheoretische Grenze der Menge an optischen Daten, die auf einem Foto gespeichert werden können.



Diese ist wiederum physikalisch bestimmt durch Parameter wie den Durchmesser der Objektivlinse und deren Linsenqualität sowie die Sensor- und Senselgröße. Dies führt ihn dann bis zur Poisson-Verteilung der auftreffenden Photonen. Also grundsätzlich viele Sachen, über die wir bei slashCAM auch hin- und wieder sinnieren...



Das Versprechen der "Computerfotografie" besteht darin, diese physikalischen Beschränkungen mithilfe "intelligenter" Algorithmen zu überwinden. Doch dabei kann sie natürlich auch systembedingte Fehler machen. Und diese können soweit gehen, dass beispielsweise die unglaublich detaillierte Struktur eines Mond-Bildes niemals die Oberfläche des Sensors erreicht hat.



Denn für viele Fälle hält mittlerweile die Signal-Nachverarbeitung interne Modelle bereit, die in das Bild die Strukturen kodieren, die sie in Fotos zu sehen "erwarten". In fast jedem Fall versucht die Kamera zu erraten, was in einem Bild enthalten sein müsste. Ob es tatsächlich vorhanden war, ist dagegen nachträglich nicht mehr zu sagen.



Wer Kameras zur Dokumentation einsetzt, sollte daher lieber zweimal darüber nachdenken, ob es eine gute Idee ist, sein Smartphone für diese Zwecke zu benutzen.


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