Sein Beispiel ist folgendes: Müde nach der Arbeit kommt man nach Hause und wünscht sich eine leichte Komödie, in dem der eigene, fotorealistische Avatar auf beispielsweise eine ebenso fotorealistische Marilyn Monroe trifft (oder Cary Grant, oder, oder..). Eine Entertainment-KI könnte auf Zuruf einen entsprechenden, maßgeschneiderten Film erstellen und dazu auch die passenden Stimmen synthetisieren (letzteres ist ja schon heute möglich) - moderne TV-Geräte seien bereits mit rechenstarken Prozessoren ausgerüstet.
Seine - gar nicht allzu gewagte - Zukunftsvision beschrieb Russo bei einem Podiumsgespräch im Rahmen des schottischen Sands International Film Festivals ziemlich enthusiastisch - für ihn birgt die KI-Revolution im Filmbereich viel Positives. Er sieht uns an einem technologischen Umbruchspunkt, da die generativen KIs es bald jedem ermöglichen würden, kreative Ideen umzusetzen, ohne viel Geld oder einen großen Apparat wie ein Studio im Rücken. Dies wäre der nächste Schritt einer Demokratisierung im Storytelling.
Beim Gespräch ebenfalls dabei war Donald Mustard, Chief Creative Officer bei Epic Games. Mit der Unreal Engine ist Epic ja an vorderster Front bei der Entwicklung von virtuellen Filmumgebungen beteiligt, während das Spiel Fortnite immer mehr zu einem Entertainment-Hub wird. Auch Konzerte werden dort mittlerweile gegeben, der Trailer von Christopher Nolans "Tenet" wurde sogar dort zuerst gezeigt.
Zusammen sprachen sie über eine Zukunft, in der sich die Grenzen zwischen Film und Game zunehmend auflösen und die virtuellen Welten, in denen sich die Erzählungen abspielen, wichtiger werden (IP, intellectual Property, nennt sich so etwas in modernem Entertainment-Sprech). In diese Welt könne man selbst eintauchen oder sich verschiedene Geschichten daraus im Kino ansehen. In den letzten 100 Jahren habe sich die Art, wie Filme betrachtet werden, allerdings nicht grundlegend geändert. Sie werden auf einer Fläche gezeigt, während Russo sich jedoch nach immersiveren Filmerlebnissen sehnt, die funktionieren, ohne dass man sich dafür Hardware an den Kopf schnallen muss.
Er hofft außerdem, Hollywood-Studios würden statt ewigen Wiederholungen in Form von Prequels und Sequels wieder mehr spannende Filme produzieren, wenn deren Herstellung Dank KI günstiger werde. Darauf würden wir allerdings nicht allzu sehr hoffen - gut möglich, dass wir statt dessen noch mehr, aber billiger weil weitgehend automatisiert erstellte Sequels und Spin-offs sehen werden. Sollte es wirklich stimmen, dass jeder seine kreative Idee mit KI umsetzen wird können, wäre es jedoch auch ziemlich egal, was in Hollywood passiert. (Das volle Transkript des Gesprächs findet sich bei Collider).
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