VR-Film: Immersion ist nicht gleich Empathie

// 10:00 Mo, 8. Mai 2017von

Während VR im Gaming-Bereich als neues Interface höchst willkommen ist, stellt es in Punkto Film quasi ein neues Medium dar, da völlig anders erzählt und gearbeitet werden muß als sonst, auch dann, wenn man nicht vor den bekannten Herausforderungen des interaktiven Erzählens steht, sondern nur eine 360° Ansicht aufnimmt. Wie ein sphärischer Raum filmisch interessant genutzt werden kann, wird aktuell in vielen Experimenten untersucht, aber ein oft gehörtes Argument zielt auf die besondere mitreißende Wirkung, welche Dank der Immersion entsteht -- VR als "Empathie-Maschine".


Interessant ist zu diesem Thema ein Artikel von The Verge, der darauf hinweist, daß Immersion jedoch nicht unbedingt mit Empathie gleichzusetzen ist. Zwar ist man zwangsläufig mitten drin, wenn man sich das Headset aufsetzt und so die eigene Umgebung komplett abschirmt. Ähnlich wie ein Film auf großer Leinwand im dunklen Kino uns mehr in den Bann zieht, als ein Clip auf dem Smartphone in der U-Bahn.



Gleichzeitig aber sind viele der Mittel, mit denen beim traditionellen Film eine Identifikation mit den Protagonisten (und in Folge ein empathisches Mitfühlen) hergestellt wird, bei VR/360 Grad nicht einsetzbar. Denn klassischerweise wird dem Zuschauer eine sorgfältig komponierte und lineare Abfolge von Ansichten präsentiert und durch die Wahl des Bildausschnitts auch sehr genau kontrolliert, was wie genau zu sehen ist. Eine 360-Grad Umgebung dagegen lebt ja geradezu davon, daß der Zuschauerblick von der eigenen Aufmerksamkeit geleitet selbständig wandern kann, darüberhinaus bleibt die Perspektive meist ebenfalls die eigene (da wenig geschnitten wird). Somit ist das Erlebnis sicherlich immersiv, aber wie einer der im verlinkten Artikel zitierten Filmemacher feststellt, bleibt automatisch auch mehr vom Zuschauer-Ich enthalten, als bei einer herkömmlichen Filmerzählung.



Viele Filmfestivals warten mittlerweile mit eigenen VR-Sektionen auf, nach Sundance beispielsweise auch das (im Artikel erwähnte) Tribeca Filmfestival, oder -- ganz aktuell -- auch das Münchener DOK.fest, wo vom 5. bis 14.5. in einem VR Pop Up Kino sieben 360-Grad Dokumentarfilme zu sehen sind (Eintritt frei). Eine schöne Gelegenheit, sich ein eigenes Bild zu machen...




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