In diesem kleinen ebenso ironischen wie lehrreichen Video führt der YouTuber Paul E.T. vor, wie man leicht eine Dokumentation im für Netflix typischen True Crime Stil über alles machen kann, sogar einen gestohlenen Toast. Die benötigte Filmausrüstung ist ziemlich minimal, in diesem Fall zwei Kameras, zwei Objektive (Panasonic 25mm F1.7 oder Samyang 85mm T1.5), eine LED Lampe und ein passender Drehort, wie hier ein gut ausgleuchtetes Wohnzimmer.
Dann müssen die Interviewpartner nur noch dramatisch per Rembrandt Licht in Szene gesetzt, mit den Kameras aus zwei verschiedenen Perspektiven aufgenommen und etwas B-Roll Material eingefangen werden. Die Magie (der Netflix Look) entsteht dann in der Postproduktion, wenn die Aufnahmen mit den eigenen B-Roll Videos und Archivmaterial aus dem Netz (wie etwa Drohnenaufnahmen) mit etwas Musik (idealerweise ein einzelner Soundtrack mittels spannungsvoller Klaviertastentöne), simplen Soundeffekten (wie etwa den typischen Bass Drops, wenn neue Informationen enthüllt werden) und einigen Titeln zusammengeschnitten wird. Richtig kombiniert ist das Ergebnis eine (Pseudo-)Dokumentation, die sich anfühlt wie eine echte Netflix True Crime Doku.
Das ganze Video ist sehr nett in Szene gesetzt von Paul E.T. und zeigt erst die einzelnen Elemente und dann das Endergebnis. Es ist erstaunlich zu sehen, wie einige ausgewählte Stilelemente (auch durch ihren Wiedererkennungseffekt) ein Projekt aufwerten und es nach einem größeren Budget aussehen lassen als es eigentlich ist.
Was es natürlich auch braucht: ein gute Idee, ein stringentes Script und etwas Fingerspitzengefühl, damit das Endergebnis auch wirklich professionell wirkt. Aber abseits vom Aha-Effekt und der witzig vermittelten Erkenntnis, daß Netflix in diesem Doku-Bereich sehr formelhaft arbeitet, ist der Clip auch sehr lehrreich, demonstriert er doch schön, was einen bestimmten Dokumentarfilmstil ausmacht und professionell aussehen lässt.
Und wie immer ist für Filmemacher die Analyse (und idealerweise das experimentelle Nachahmen) von fremden Filmstilen ein gutes Mittel, um den eigenen filmischen Werkzeugkasten zu erweitern und eine Inspiration, um einen individuellen Stil zu entwickeln.
