Film und der Subtext der Bilder (und was hineingelesen wird)

// 14:24 So, 18. Nov 2018von

Wer die Regie führt bei einem Film, hat -- in einer idealen Welt -- die Kontrolle über die bildliche und inhaltliche Gestaltung. In der Realität sieht es zwar meist anders aus, alle möglichen Faktoren wie Budgets, Zeitdruck, Zufälle ua. stehen einer freien, kreativen Entfaltung mehr oder weniger im Weg, sodaß am Ende manch einer froh sein kann, wenn überhaupt ein fertiger Film entsteht. Dennoch bleibt die Regie federführend beim Filmschaffen: was ist wann wie lange zu sehen? In welcher Reihenfolge? Was passiert?


Doch irgendwann ist (hoffentlich) der Film fertig und dann ist es endgültig vorbei mit jeder Form von Kontrolle. Denn ab diesem Moment geht es nur noch um den Blick von Außen auf die Bilder -- der Film entwickelt ein Eigenleben. Ob der gestalterische Plan aufgeht und das Publikum die gewünschte Reaktion auf den Film zeigt, dafür gibt es selbst bei erfahrenen Filmemachern keine Garantie. Kurz, wie ein Film rezipiert wird, liegt nicht mehr in der Hand der Produktion.



Die Frage "Was wollte uns der/die AutorIn damit sagen?" wird immer wieder gerne aufgeworfen, wenn über literarische Werke diskutiert wird, und auch in der Filmwelt hört man ähnliche Überlegungen. Eher angebracht ist unserer Meinung nach jedoch die Frage, wie läßt sich ein Text lesen bzw. was kann man in einem Film sehen? Denn Mutmaßungen über eine mögliche künstlerische Intention können zwar amüsant sein, sind aber letztlich eher hinfälllig, was zählt ist das Resultat. Was dort hätte sein sollen, aber nicht aufzufinden ist, spielt keine Rolle mehr.



Allerdings ist es immer wieder überraschend, wie unterschiedlich ein Film von verschiedenen Personen wahrgenommen wird. Natürlich in Punkto Gefallen; was dem einen gefällt, langweilt oder verwirrt oder stößt einen anderen ab. Doch auch was an Sinn herausgelesen oder hineininterpretiert wird, ist wahrhaftig erstaunlich. Möglich wird dies ua. über den schwer zu fassenden Subtext eines Werks, also was implizit enthalten scheint, aber eben nicht offensichtlich thematisiert ist. Dieser Subtext kann bei der Filmgestaltung durchaus beabsichtigt sein, entsteht jedoch meist auch von ganz allein über unbewußt einfließende Wertungen, die Zeichenwirkung gezeigter Bildinhalte, Zitate, die verwendete Musik, sogar über die Schauspieler und ihr Image, möglicherweise aus anderen Filmen. Nicht selten ist es übrigens ein reicher Subtext, der einen hervorragenden Film von einem mittelmäßigen unterscheidet, da dem Zuschauer ausreichend Raum zur Mitwirkung gelassen wird.



Der folgende Clip wirft die Frage auf, ob man einen Film eigentlich überinterpretieren kann, und läßt dabei auch einige Regisseure zu Wort kommen (darunter Kubrick und Tarantino).






Kubricks 2001, A Space Odyssey
Kubricks 2001, A Space Odyssey


Ähnliche News //
Umfrage
  • Was hältst du von den neuen Bild/Video-KIs?





    Ergebnis ansehen
slashCAM nutzt Cookies zur Optimierung des Angebots, auch Cookies Dritter. Die Speicherung von Cookies kann in den Browsereinstellungen unterbunden werden. Mehr Informationen erhalten Sie in unserer Datenschutzerklärung. Mehr Infos Verstanden!
RSS Suche YouTube Facebook Twitter slashCAM-Slash