Freier Fall -- wie der rekordverdächtige Stunt für Mission: Impossible-Fallout gefilmt wurde

// 15:15 Mi, 1. Aug 2018von

Seinen vermutlich waghalsigsten und umständlichsten Stunt hat Tom Cruise -- der diese ja bekannterweise selbst ausführt -- für den neuesten Mission Impossible-Film (Fallout) hingelegt: zu sehen ist ein sogenannter HALO Sprung (kurz für high altitude, low opening) aus einem C-17 Transportflugzeug, bei einer Flughöhe von über 7,5Km. "Low opening" bedeutet, dass der Fallschirm erst möglichst spät geöffnet wird, also ein großer Teil der Strecke im freien Fall zurückgelegt wird, bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 320 Km/h. Dieser Sprung ist hochgefährlich u.a. aufgrund des geringen Sauerstoffgehalt in diesen Höhen, es müssen spezielle Vorkehrungen getroffen werden um Dekompressionsunfälle oder Hypoxie zu vermeiden.

Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)
Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)


Zwar könnte eine entsprechende Szene auch vor Greenscreen simuliert werden, doch der spezielle Reiz der Mission Impossible Reihe ist es schließlich, weitgehend "echte" Action zu zeigen, und so wurden also auch diese Aufnahmen unter realen Bedingungen auf (bzw. über) einer US-Militärbasis in Abu Dhabi gedreht, mit beträchtlichem Aufwand und nach langen Vorbereitungen versteht sich. Unter anderem mußte ein spezieller Helm mit Sauerstoffzufuhr und eingebauten Lichtern angefertigt werden (eine potentiell explosive Mischung), auch mußte sich Cruise mit dem Stunt-Team "einspringen" und die Choreographie eingeübt werden, bis ins kleinste Detail inklusive Kameraführung. Denn während des Sprungs führte nicht der reguläre DoP Rob Hardy, sondern ein erfahrener Skydiver, Craig O’Brien, die Kamera -- auf dem Kopf. Er hatte zwar fotografische, aber keine narrative Filmkamera-Erfahrung, und auch keine Bildvorschau. Die gesamte Sequenz im Flugzeug und während des Sprungs ist also blind gefilmt.


Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)
Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)

Besonders leicht hat es sich das Team um Regisseur Christopher McQuarrie dabei nicht gemacht, denn beispielsweise wird Tom Cruise nicht von hinten gezeigt, wenn er aus dem Flugzeug springt, sondern von vorn -- vor ihm sprang also O’Brien mit der Kamera, rückwärts. Aufgrund der dunklen Umgebung -- die Szene spielt nach Sonnenuntergang -- war die Schärfentiefe bei der Aufnahme sehr gering, etwa 7,6cm. Cruise mußte sich für eine nähere Einstellung daher im freien Fall auf die Kamera zubewegen und dann einen genau definierten Abstand zu ihr halten, um im Fokus zu sein.



Für die Filmszene sollten drei Sprungetappen unsichtbar zu einem Ganzen montiert werden; täglich konnte jedoch nur ein einziger Sprung gefilmt werden, in einem ca. 3-minütigem Zeitfenster genau nach Sonnenuntergang, bevor es zu dunkel wurde. 12 Drehtage wurden effektiv benötigt, um die HALO-Sequenzen in den Kasten zu bekommen, insgesamt inklusive der Übungen sollen es 106 Sprünge gewesen sein. Gedreht wurde dieser Teil übrigens erst, nachdem alle anderen Filmaufnahmen erledigt waren, und den Knöchel hatte sich Cruise schon davor bei einem anderen Stunt gebrochen...


Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)
Still aus HALO Jump Stunt Behind The Scenes (Paramount Pictures)

Sehr interessant ist dieser (nicht professionelle) Mitschnitt eines Auftritts auf der Cinemacon, wo Tom Cruise und Christopher McQuarrie von den HALO-Aufnahmen erzählen und dabei sowohl Animatics als auch die Sprünge selbst als rohe Footage zeigen, also Files direkt aus der Kamera ohne Nachbearbeitung. Denn natürlich folgte eine gründliche Postproduktion, denn der Sprung erfolgt im Film nicht über Abu Dhabi, sondern über Paris, und das bei einem ordentlichen Gewitter.








Wer lieber liest, findet hier einen kurzen Drehbericht von McQuarri. Auch ein Promo-Featurette von Paramount ist verfügbar -- der Film selbst ist ab morgen (2.8.) in den deutschen Kinos zu sehen.





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