Neuer Videocodec VVC ist fertig: 50% effizienter als H.265

Das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut hat verkündet, daß die im April 2018 gestartete Standardisierung des neuen H.266/VVC Video-Codecs jetzt abgeschlossen ist und die über 500-seitige Standardspezifikation fertiggestellt ist. Der Nachfolger des weit verbreiteten H.265/HEVC-Codecs soll eine Einsparung von bis zu 50% der Datenrate bei gleicher Bildqualität bringen.


Der VVC Codec (auch als MPEG-I Part 3 bezeichnet) wurde vom Fraunhofer HHI zusammen mit Partnern aus der Industrie wie Apple, Ericsson, Intel, Microsoft, Qualcomm, Sony und Huawei entwickelt und unterstützt hohe Auflösungen bis zu 8K genauso wie HDR und 360° Video. Die Aussicht auf eine höhere Effektivität des Codecs dürfte sowohl die (mobilen) User als auch die Anbieter von Streaming Video im Netz erfreuen, denn weniger Daten verursachen auch weniger Kosten - gerade angesichts der Situation, daß der Videotraffic einen immer größeren Anteils des Datenverkehrs im Internet ausmacht. Nach Angaben des Fraunhofer HHI soll ein 90-minütiger Film in UltraHD Auflösung per VVC/H.266 kodiert nurmehr 5 GB groß sein (anstatt 10 GB per H.265).



Der VVC konkurriert allerdings mit dem offenen und lizenzkostenfreien AOMedia Video 1 Codec (AV1), der von der Alliance for Open Media entwickelt wird, welcher große Firmen wir einflußreiche Firmen wie u.a. Amazon, Apple, ARM, Cisco, Facebook, Google, IBM, Intel, Microsoft, Mozilla, Netflix und Nvidia angehören.



Auch er weist deutliche Verbesserungen gegenüber HEVC/H.265 auf und komprimiert effektiver (ungefähr 40%). Sein Vorteil: er ist kostenlos und ist schon jetzt in allen großen Browsern (außer Apples Safari) wie Googles Chrome, Microsofts Edge (per AV1 Extension), Mozillas Firefox und Opera als auch dem VLC Player und der FFmpeg Programmbibliothek implementiert.



Der neue VVC-Codec dagegen muss erst noch implementiert (und dann lizensiert) werden, um eingesetzt werden zu können - sowohl vonseiten der Anbieter von Videos wie etwa Streaming Portalen als auch vonseiten der Endgeräte bzw. Programme, welche zur Wiedergabe benötigt werden.



Geplant ist, für den VVC ein einheitliches und transparentes Lizenzmodell für die Verwendung von grundlegenden Standardpatenten im Zusammenhang mit H.266/VVC zu schaffen. Zu diesem Zweck wurde das Media Coding Industry Forum (MC-IF) gegründet. Neben der Fraunhofer-Gesellschaft gehören dem MC-IF über 30 Unternehmen und Organisationen an - die Lizenzbedingungen sind allerdings noch nicht veröffentlicht.



Die für den Einsatz von H.266/VVC erforderlichen neuen Chips, z.B. in mobilen Geräten, werden derzeit entwickelt. Im Herbst dieses Jahres will das Fraunhofer HHI die erste Software (sowohl für Encoder als auch für Decoder) veröffentlichen, welche H.266/VVC unterstützt.



Es ist schwer zu sagen, wie groß die Chancen für den neuen Codec angesichts seines späten Starts und seiner noch unklaren Lizenzkosten sind - andererseits hat auch der AV1-Codec gerade mit Patentproblemen zu kämpfen, die im schlimmsten Fall in Lizenzkostenzahlungen resultieren könnten. Allerdings hatten sich im Laufe der Zeit auch nacheinander drei Patent-Konsortien gebildet, welche Lizenzgebühren für die Nutzung des HEVC-Codecs verlangen und so zur Unsicherheit unter Lizenznehmern sorgen - ein Schicksal, daß auch dem VVC drohen könnte. Seine Effektivität ist einer Studie der BBC zufolge nur geringfügig größer als die des AV1-Codes und geht einher mit einer längeren Rechenzeit beim Komprimieren.



Für die Nutzer jedenfalls ist der anhaltende Wettlauf der Videocodec-Effektivität eine gute Nachricht. Technisch Interessierte finden Details zur Funktionsweise des VVC in dieser Präsentation.


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