Berlinale 2023: Goldener Bär für Dokumentarfilm “Sur l’Adamant” von Nicolas Philibert

// 10:40 Mo, 27. Feb 2023von

Die Berlinale ging dieses Wochenende mit der Verleihung der Bären zu Ende. Was uns besonders freut: Dieses Jahr erhielt mit “Sur l’Adamant”von Nicolas Philibert ein Dokumentarfilmprojekt die begehrte Auszeichnung der Jury für den besten Film.


Hier der Trailer zu “Sur l’Adamant”






Und hier etwas Berlinale-Info zum Film:



Das Adamant ist eine einzigartige Tagesklinik. Mitten in Paris schwimmt sie auf der Seine. Hier werden Menschen mit psychischen Problemen betreut. Sie bekommen Hilfe zur Orientierung im Alltag und Unterstützung, damit sie den Mut nicht verlieren oder ihn wiederfinden können. Das Team versucht nach Kräften, gegen die Verschlechterung der Zustände und die Entmenschlichung in der Psychiatrie anzuarbeiten. 


Nicolas Philibert, einem der großen Dokumentarfilmer der Gegenwart, geht es in seiner Arbeit immer darum, jemanden von Grund auf kennenzulernen, sei es ein Orang-Utan-Weibchen wie in Nénette (Forum, 2010) oder eine Gruppe von Menschen wie in La maison de la radio (Panorama, 2013). Seine Langzeitbeobachtungen betreibt er aus einem aufrichtigen und ansteckenden Interesse an Dynamiken innerhalb von Gemeinschaften. Dokumentarfilmarbeit erfordert Vertrauen; Philiberts gelassene Präsenz ist diesbezüglich ideal. Besonders, da es um Menschen geht, die vermutlich Gründe haben, Mitmenschen gegenüber misstrauisch zu sein. Der leise, erhellende Film nimmt uns mit in den einladenden Mikrokosmos des Adamant, wo wir in ihrer Gesellschaft, wie ein Patient vorschlägt, am Morgen beschließen können, dass wir einen guten Tag haben werden.



Knapp am goldenen Bären vorbeigeschrammt ist „Roter Himmel“ von Christian Petzold. Hier der dazugehörige Trailer:






Die mit dem silbernen Bären ausgezeichnete, deutsche Produktion stellt die sechste Wettbewerbs-Teilnahme von Christian Petzold dar. Mit „Undine“ (s.a. unsere Berlinale Empfehlungen hier erhielt zuletzt 2020 ein Petzold-Film ebenfalls die silbernen Bären für die beste Hauptdarstellerin Paula Beer, die bei „Roter Himmel“ erneut mit von der Partie ist.



Hier die dazugehörigen Berlinale-Infos:



Eigentlich wollten Leon und Felix den Sommer im Ferienhaus an der Ostsee zu zweit verbringen. Als Freunde und vor allem arbeitend; der eine an seinem zweiten Buch, der andere künstlerisch kreativ. Aber Nadja und Devid sind auch da und bringen jede Menge positive Vibes mit. Vier junge Menschen also beim Sich-Lieben, auch wenn das besonders Leon nicht ganz leicht fällt. Sein unvollendetes Manuskript verfolgt ihn auf Schritt und Tritt, in die Gartenlaube und an den Strand. Die gute Stimmung der anderen lässt seine eigene meist noch schlechter werden. Der Besuch des Verlegers naht. Als der im schneidigen Kleinwagen um die Ecke biegt, beginnt der Wald zu lodern. Es regnet Asche, der Himmel färbt sich rot und das Beziehungsdrama, das körperliche Intensität und künstlerische Sublimierung vereint, nimmt eine Wende in eine neue Dimension. 


Christian Petzolds zweiter Teil einer Trilogie, die er 2020 mit Undine begann, handelt vom Nicht-schlafen-Können und Liebenwollen, vom Schreiben und Gelesenwerden, vom In-der-Welt-Sein und möglicherweise doch An-ihr-vorbei-Leben. Ein Film im Schwebezustand zwischen Symbolik und Realistik, komisch und zutiefst tragisch.



Sehr gefreut haben wir uns auch über den Dokumentarfilmpreis der Berlinale, der in diesem Jahr an El Eco von Tatiana Huezo ging – klare Empfehlung für einen Kinobesuch von unserer Seite – vor allem wenn man ein Freund intensiver, dokumentarischer Bilder ist:








Tatiana Huezo hat bei El Eco erneut mit DOP Ernesto Pardo (u.a. Gewinner ARRI Amira Award) zusammengearbeitet (s.a. „Tempestad“ von Tatiana Huezo), der für uns aktuell mit zu den besten Dokumentarfilm-DOPs zählt.



Hier die Berlinale-Info zu Tatiana Huezos „El Eco“:



Eine junge Mutter läuft mit ihren Kindern über eine Bergwiese, sie retten ein Schaf vor dem Ertrinken. Ein Mädchen pflegt seine greise Oma, so zärtlich, dass man weinen möchte. Ein anderes übt sich als Lehrerin, authentisch im Ton, die Puppen als gelehrsame Schülerinnen vor sich. Die Väter sind meist abwesend. Als Bauarbeiter oder Handwerker teilen sie nur selten den Alltag mit ihren Familien. In El Eco, einem entlegenen Dorf im Norden Mexikos, besteht das Leben aus dem Elementarsten. Kindsein bedeutet hier vom ersten Tag an Intensität und Erfahrung: Natur, Tiere, Menschen. Liebe, Nähe, Krankheit, Tod. Und Bildung – zumindest für die junge Generation.


Tatiana Huezo, die sich als einfühlsam-poetische Dokumentarfilmerin einen Namen gemacht hat (unter anderem mit Tempestad, Forum 2016) begleitet drei Familien. Dabei wird das Mäandern zum Prinzip. Wunderbar verwebt sie eine Vielzahl von Gesichtern und Gesten zu einem Kaleidoskop der Bescheidenheit. Fast beiläufig sichtbar wird auch das Care-Arbeits-Matriarchat in einem Land, das für unzählige Entführungen von Frauen und Mädchen berüchtigt ist. Was für ein zarter Film, der die Anmut der Tiere wie der Erdenkinder gleichermaßen feiert.


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