Christopher Nolan, undeutliche Filmdialoge und ratternde IMAX-Kameras

// 10:47 So, 20. Aug 2023von

Es ist schon eine Weile her, da sinnierten wir an dieser Stelle über schlecht verständliche Filmdialoge. Mit Oppenheimer ist aktuell wieder ein Film im Kino, der dieses Thema in Erinnerung ruft - zumindest wir hätten ohne Untertitel die Dialoge streckenweise nicht gut mitverfolgen können.

Eine der Schlüsselszenen von Oppenheimer / BTS, (c) Universal Pict.
Eine der Schlüsselszenen von Oppenheimer / BTS, (c) Universal Pict.


Das ist bei einem Film von Christopher Nolan eher die Regel, als die Ausnahme - tatsächlich gibt es dafür mehrere Gründe. Nimmt man nämlich seine Vorliebe für IMAX-Kameras und kombiniert sie mit seiner Abneigung gegen eine Nachsynchronisierung, liegt die technische Erklärung mehr oder weniger auf der Hand. Denn IMAX-Kameras, mit denen auch Oppenheimer gedreht wurde, sind sehr laut. Folgender Clip zeigt BTS-Aufnahmen von "No Time to Die" and "The Hunger Games: Catching Fire":




Wie DoP Hoyte van Hoytema in einem Interview mit Collider recht eindrücklich demonstriert (ab ca. 8min40s), müssen sie auch laut sein, denn es werden viel stärkere Motoren benötigt, um das großformatige Filmmaterial zu transportieren. Dies gilt bereits für 5perf 70mm und in noch viel höherem Maße für echtes IMAX, also 15perf 70mm. Es sei laut Hoytema physikalisch kaum möglich, solche Kameras "leise" zu konstruieren. Dies sei für ihn auch ihr größter Nachteil. Auch wenn mit sounddämpfenden "Blimps" gearbeitet wird, bleibt die Kamera laut.




Oppenheimers Dialog-Szenen wurden wie es scheint vielfach - jedoch nicht ausschließlich - auf 5perf 70mm gefilmt, um noch brauchbaren Ton zu erhalten. Dies war um so wichtiger, da Nolan seine Dialoge nicht nachträglich nochmal einsprechen läßt (additional dialogue recording, ADR). Er finde es wichtiger, die ursprüngliche schauspielerische Leistung zu erhalten, bestätigte er kürzlich wieder in einem Interview. Allerdings gäbe es mittlerweile Software-Algorithmen, die in der Lage seien, die Kamerageräusche ziemlich effektiv herauszufiltern. Nur: hochprozessierte Audioaufnahmen sind nicht automatisch kristallklar verständlich.



Zu diesen beiden technischen Gründen gesellt sich noch ein weiterer Verdacht bezüglich der akustisch suboptimal vernehmbaren Worte in Nolan-Filmen: wie z.B. dieser Artikel argumentiert, ist eigentlich es gar nicht nötig, sie zu verstehen, da ihnen meist keine entscheidende Bedeutung zukommt - die wirklich wichtigen Dinge werden dem Zuschauergefühl anders vermittelt, filmisch, über Musik, Licht, Komposition und nicht zuletzt den schauspielerischen Ausdruck. Eine ziemlich interessante Idee, wie wir finden - so machen obige Entscheidungen für eine bildgewaltige Kamera mit eingeschränktem Ton und gegen eine Nachsynchronisierung jedenfalls deutlich mehr Sinn.


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