Virtuelles Filmstudio im Eigenbau: ein kleiner Test

Die Vorteile der virtuellen Filmproduktion sind zahlreich, aufgrund der dafür notwendigen, kostspieligen Technologie waren die ersten Versuche jedoch auf große Hollywood-Produktionen wie zum Beispiel Disneys The Mandalorian beschränkt.

Virtuelles Filmstudio im Eigenbau: ein kleiner Test


Der Hintergrund eines "virtuellen" Filmsets zeigt - anders als ein Greenscreen - in Echtzeit an, was auch im fertigen Film zu sehen sein wird. Dazu werden die Bewegungen der Kamera getrackt und perspektivisch passend dazu per 3D Renderingprogramm - meist der Unreal Engine - der Hintergrund in Echtzeit erzeugt. Das hat gleich mehrere Vorteile: die Schauspieler können sich besser in die Szene versetzen, wenn sie sehen wo diese eigentlich spielt, und das Filmteam kann - auch schon im Voraus - die Wirkung verschiedener Hintergründe und Kameraeinstellungen quasi "in echt" begutachten. Zudem wirft der Live-Hintergrund ein natürliches Licht samt Reflektionen auf die Schauspieler und Props auf dem Filmset. Das Resultat sieht zum Beispiel bei einem Sonnenaufgang oder ählichen besonderen Lichtsituationen natürlicher aus, als per Scheinwerfer simuliert. Auch entfällt ein Teil des sonst in der Postproduktion notwendigen Arbeitsaufwands zum Ersetzen des Greenscreens.






Es gibt aber auch billigere Alternativen, wie das Video der norwegischen Filmer von Andyax demonstriert, die statt einer riesigen - und prohibitiv teuren - LED-Wand eine Beamerprojektion als interaktiven Hintergrund nutzen. Im Zusammenspiel mit einem VIVE Mars Kamera-Trackingsystem, einem leistungsstarken PC für die Unreal Engine sowie einem VFX-Experten, der diese komplexe Software bedienen kann, ergibt dies ausschnittsweise ein virtuelles Filmset. In ihrem kleinen Beispiel nämlich ersetzt der Hintergrund nicht das ganze Filmset, sondern gibt nur einen Ausblick aus einem Fenster, um auf einer kleinen Fläche möglichst lichtstark zu projizieren, da er droht von den Studioleuchten überstrahlt wird. Dieser ist allerdings perspektivisch korrekt und ändert sich bei bewegter Kamera, wie man es von einem dreidimensionalen Raum erwarten würde. Theoretisch könnte die LED-Wand auch für solche spezifischen Anwendungen durch einen großen Monitor ersetzt werden.



Virtuelles Filmstudio im Eigenbau: ein kleiner Test



Die Vorteile virtueller Filmproduktionen

Vor allem für größere Produktionen bringen virtuelle Produktionen viele Änderungen und Vorteile: so verlagert sich viel Arbeit von der Post- in die Pre-Produktion, da schon in diesem Stadium anhand von 3D-Modellen der Szenen die Drehs einzelner Szenen exakt geplant und so visualisiert werden können, wie sie später im Film aussehen werden - inklusive der Auswahl der zu verwendenden Objektive. Beim Dreh selbst können Production Designer, DOP und Regisseur grundlegende ästhetische Entscheidungen schnell treffen und neue Ideen gleich ausprobieren, statt auf stundenlange Renderings in der Postproduktion zu warten, wenn am Design des (virtuellen) Sets etwas geändert werden soll. So können alle im Team ihre Erfahrung einbringen, um optimale Bilder zu bekommen.



Das Filmen von CGI-Szenen wird so viel natürlicher für die ganze Film-Crew und der Dreh unabhängig von den Außenbedingungen - so kann die magische Stunde einen ganzen Tag dauern, beliebig die Farbstimmung noch geändert werden und es drohen keine grauen Wolken mehr bei Szenen, für die strahlend blauer Himmel die Bedingung ist. Es werden Dinge möglich, die vorher mit einem echten Set nicht möglich oder aufgrund der Kosten schwer realisierbar waren. Dabei können die Hintergründe live digital manipuliert werden ebenso wie virtuelle gerenderte Objekte am Set.


Dark Bay Virtual Production Studio in Babelsberg
Dark Bay Virtual Production Studio in Babelsberg



Ein großer Vorteil entsteht durch die Einsparung von Kosten: so reicht für viele Szenen eine Kamera, die vor Ort Bilder von Hintergründen einfängt, was eine Anreise des ganzen Filmteams erspart. So wurde die Anfangsszene von "The Mandalorian" statt mit einem 700-köpfigen Filmteam nur von einem Kameramann in Island gedreht. Diese echte Footage kann auch mit virtuellen Objekten kombiniert werden. Total verändert wird die Produktion auch dadurch, daß das virtuelle Set extrem schnell gewechselt werden kann von Szene zu Szene und kaum mehr Umbauten mehr benötigt. Auch die Schauspieler profitieren, da sie im Gegensatz zu den sonst verwendeten Greenscreens durch die auch für sie sichtbaren Hintergründe ein besseres Gefühl bekommen für die Umgebung in der sie spielen.



Beispiele für große virtuelle Produktionen sind Disneys The Mandalorian, die Netflix-Serie "1899", die im von ARRI ausgestatteten virtuellen Filmset im Dark Bay Virtual Production Studio in Babelsberg gedreht wurde:






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