Weg mit den krummen Bildraten! Filmschaffende wollen 23,976 fps abschaffen


Krumme Bildraten wie z.B. 59.94, 29.97 und 23.976 Bilder pro Sekunde sorgen immer wieder für zahlreiche Probleme und zusätzliche Kosten bei der Erstellung und Distribution von Bewegtbild. Sie sind ein Relikt aus den Zeiten der analogen Fernsehübertragung und werden heutzutage eigentlich nicht mehr gebraucht -- eine Reihe Filmprofis setzt sich nun dafür ein, die bruchteiligen (aka krummen) Bildraten ein für alle Mal abzuschaffen.



Konkret fordert die Gruppe "nomore2398" (vertreten auf Facebook / LinkedIn ), dass die Industrie die Unterstützung für krumme Bildraten durch Geräten wie Monitore, Aufnahmegeräte, Wiedergabegeräte und Kameras nach und nach aufgibt, damit Filminhalte mit der Bildrate dargestellt werden, für die sie produziert wurden. Die Mitglieder der Gruppe umfassen neben dem Gründer JayDee Vandenberg (Disney/Marvel Studios) zahlreiche Profis von Firmen wie ARRI, Netflix und eben den Disney/Marvel Studios.



Bruchteilige Frameraten wurden mit dem Aufkommen des Farbfernsehens als Teil des NTSC-Standards entwickelt, um Interferenzen bei der analogen Übertragung per Funk zwischen dem Farb- und Tonträger zu vermeiden, welche in Tonproblemen resultierten. Deshalb werden traditionell mit 24 fps aufgenommene Filme um 0,1% verlangsamt übertragen. Dazu wurden die 24 Bilder pro Sekunde zunächst auf 23,976 Bilder pro Sekunde verlangsamt und anschließend per 3:2-Pull-Down-Verfahren zu 29,97 Bildern pro Sekunde konvertiert. Hier mehr zur Geschichte der krummen Frameraten.






Das aktuelle Problem ist, dass viele Kameras, vor allem im Consumer- und semiprofessionellen Bereich, laut Datenblatt mit 24 Bildern pro Sekunde arbeiten, während sie in Wirklichkeit eine Rate von 23,976 Bildern pro Sekunde verwenden, um mit NTSC kompatibel zu sein. So kommt es in Redaktionen zum Beispiel häufig vor, Aufnahmen mit 23,976 Bildern pro Sekunde zu erhalten, die angeblich mit 24 Bildern pro Sekunde aufgezeichnet wurden und dann aber (einschließlich des Tons) konvertiert werden müssen, um damit in der Timeline eines Videoschnittprogramms arbeiten zu können. Nach Ansicht der "nomore2398" Gruppe ist das alles inzwischen nur noch unnützer Ballast aus der Vergangenheit, der aus Trägheit mitgeschleppt wird.




Die Probleme durch krumme Frameraten

- Höhere Kosten für Produktion und Mastering, da beide Bildraten berücksichtigt werden müssen.


- Höhere Kosten für den Vertrieb (Lagerung, Qualitätskontrolle, Übertragung, ...), da alle Assets in beiden Formaten gespeichert werden müssen, was den benötigten Speicherplatz verdoppelt.


- Die verwendeten gebrochenen Bildraten haben eine unendliche Anzahl sich wiederholender Dezimalstellen, was dazu führt, dass in der Praxis unterschiedliche Werte verwendet werden (z. B. 23,98 oder 23,976 ist in Wirklichkeit 23,97602397602397602397602397602323976023... das Ergebnis von 24x(1000/1001)


- Auf einigen Aufnahme- und Wiedergabegeräten wird eine ungenaue Bildrate angezeigt (sie wird als 24 Bilder pro Sekunde angegeben, während sie in Wirklichkeit 23,976 Bilder pro Sekunde beträgt), was zu redaktionellen Unstimmigkeiten und Problemen mit der Synchronisation führt.


- Schaffung von zwei zusätzlichen Timecode-Systemen: Drop-Frame und Non-Drop-Frame.


- Die 0,1 % verlangsamen die weitere Verarbeitung in der Produktions-Pipeline, was zu noch mehr gebrochenen Bildwechselfrequenzen führt (wie z. B. 59,94 fps).


- Die Einführung der HFR-Technologie (High Frame Rate) wird aufgrund der Kosten und der Komplexität der Unterstützung von gebrochenen Bildwechselfrequenzen ebenfalls verlangsamt.






Die Vorschläge der "nomore2398" Gruppe

- Die fraktionierte Bildrate ist eine Technologie der Vergangenheit und sollte nach und nach abgeschafft werden


- Die Hersteller sollen gerade Bildraten (z.B. 24fps) verwenden und die richtige Bildrate für jedes Gerät genau angeben


- Die Industrie soll Inhalte mit der vorgesehenen Bildrate zu transportieren und darstellen


- Alle Beteiligten, Urheber von Inhalten, Branchenführer, Fernseh- und Filmverantwortliche, Redakteure und Kreative sollen sich auf einen Zeitplan einigen, ab dem neu eingeführte Geräte keine bruchteiligen Bildraten mehr unterstützen.







Warum gerade jetzt?

Warum machen die Filmschaffen gerade jetzt diese Vorschläge? Das Aufkommen der Streaming-Dienste hat die Distríbutionskette stark vereinfacht - anders als bei der Ausstrahlung kann ein Programm in 24 Bildern pro Sekunde kodiert und direkt vom Gerät des Zuschauers mit dieser Frequenz wiedergegeben werden. Dies macht die Unterstützung von krummen Bildraten überflüssig. Zwar kann argumentiert werden, dass die krummen Bildraten für ältere Formate und Displays noch benötigt werden. In dem seltenen Fall jedoch, dass ein älterer Bildschirm keine 24fps oder 30fps unterstützt, kann der Inhalt jedoch vom jeweils verwendeten Wiedergabegerät in die dann benötigte Bildrate umgewandelt werden.




Wie kann ich mitmachen?

Das Vorhaben unterstützen kann jeder in der Filmbranche Tätige, indem einfach neue Inhalte in einer Standard-Bildrate erstellt werden. Unterstützen kann man die Abschaffung der krummen Bildraten auch mittels per Social-Media wie zum Beispiel per Facebook oder LinkedIn Gruppe.


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