Body-Scans in Hollywood - Statistenjobs auf der roten Liste?

// 16:22 Di, 8. Aug 2023von

Vor drei Wochen traten in Amerika die SchauspielerInnen in Streik, nachdem ihre Gewerkschaft SAG-AFTRA keine Einigung mit der Produzentenseite AMPTP erzielen konnte. Einer der Streitpunkte ist der Umgang mit den neuen, generativen KI-Technologien - die Schauspieler fordern einen Schutz davor, durch KIs simuliert und ersetzt zu werden.

SAG-AFTRA Streik
SAG-AFTRA Streik


Dass diese Befürchtung nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigte schon damals ein ziemlich dreister Gegenvorschlag der Produzenten. Laut diesem sollten Statisten einen Tageslohn (um die 200 Dollar) erhalten, wenn sie sich digital einscannen lassen und alle Rechte an ihrem digitalen Replikat für alle Zeiten für alle beliebigen Projekte ohne weitere Zustimmung und jedwede finanzielle Kompensation an die Produktionsfirmen abgeben.



Wie nun aus einem Bericht von NPR hervorgeht, wurden solche Scans tatsächlich schon von Statisten am Set angefertigt, beispielsweise von Disney. Ohne extra Kompensation und ohne Angaben darüber, wann und wofür sie verwendet werden sollten. Beim Scan wurden z.T. auch besondere Gesichtsausdrücke aufgenommen.



Dass sich solche Daten dafür nutzen lassen, Schauspieler-Avatare zu erstellen, die von einer KI "belebt" werden, ist bekannt. Vor allem wenn sie nur kurz im Hintergrund einer Szene zu sehen sind und keine Sprechrollen haben - wie Statisten, würde dies kaum auffallen. In Massenszenen werden bereits jetzt häufig künstlich generierte Menschendarstellungen verwendet - es ist wohl relativ naheliegend, dass dies mit voranschreitender Technik auch mit vielen Statistenauftritten passieren kann.



Die Produzentenseite sieht darin natürlich ein Einsparungspotential, denn für sie würde sich neben den Statisten-Gagen auch beispielsweise ihr Casting erübrigen. Für die Statisten geht es dagegen ums Ganze, schließlich werden sie bislang dafür bezahlt, irgendwo im Bild aufzutauchen. Lassen sie sich wie nun mehrfach geschehen - aus Angst, sonst nicht mehr engagiert zu werden - einscannen, ohne dass geklärt ist, wie die Aufnahmen verwendet werden dürfen, sägen sie sozusagen den Ast ab, auf dem sie sitzen.


Photorealistische, digitale Menschendarstellung von Midjourney v5
Photorealistische, digitale Menschendarstellung von Midjourney v5

Es ist allerdings gut möglich, dass der Ast ohnehin nicht mehr lange tragen wird, denn technische Entwicklungen lassen sich meist nicht auf Dauer aufhalten. Dies weiß auch die Schauspielergilde, weshalb sie digitale Scans nicht grundsätzlich ablehnt, solange ihr Einsatz angemessen vergütet wird. Was jedoch angemessen ist und natürlich inwieweit Statisten - und letztlich auch Schauspieler - Kontrolle über ihr digitales Double behalten werden, ist bislang ungeklärt.



Machen die KI-Videogeneratoren weiterhin so große Fortschritte, braucht man künftig vielleicht auch gar keine digitalen Statisten-Doubles mehr, sondern kann gleich völlig künstlich generierte Statisten-Avatare buchen - keine besonders gute Verhandlungsposition.


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